Ein echtes Kontrastprogramm zum oberbergischen Schmuddel- und Sturmwetter erlebten jetzt sechs Oberstufenschülerinnen und -schüler und zwei Lehrer der Waldbröler Gesamtschule beim ersten Erasmus-Treffen in Finnland.
Schon im Vorfeld der internationalen Begegnung an der „Hatsalan klassillinen koulo“ in Kuopio wurde von finnischer Seite klar gestellt: Learning by doing ist die Devise des Projekttreffens und alle werden nach ihren Möglichkeiten gefordert. So stellten die vier Projektpartner die eigene Schule und den Schulort in einem Video vor und präsentierten ein Stück der jeweils eigenen Kultur in Form von Liedern, Tänzen, Gedichten, Spielszenen oder Ähnlichem. Anschließend durchlief jeder Schüler in international gemischten Gruppen fünf Workshops, in denen es um nationale und internationale Identität, kulinarische Besonderheiten in Finnland, Aquarellmalerei zum Selbst- und Gruppenbild, „Neue Medien“ und Musik ging.
Trotz diesem reichhaltigen und intensiven Programm blieb noch Zeit für die ein oder andere Unterrichtshospitation. Das Leben und Lernen an der Schule war für die Waldbröler Schülerinnen und Schüler voller Überraschungen. Das „du“ ist die Regel. Selbst die Schulleiterin wird von allen Lernenden mit ihrem Vornamen Jani angeredet. Alle Fach- und Klassenräume werden – auch von den Lehrern – nur in Socken betreten. Die Schuhe bleiben derweil auf dem Flur. Drinnen sind Beamer, Dienstlaptop, Dokumentenkamera und WLAN die Regel. Der riesige Musikraum, der bei dem Projektthema „Song of Joy 2020 – ein neuer Rhythmus für Europa“ naturgemäß am intensivsten genutzt wurde, war zusätzlich mit je 20 Gitarren, Ukulelen und Kantelen, mit mehreren Schlagzeugen und Keyboards, mit acht Mikrofonen, Mischpult und PA-Anlage besonders beeindruckend ausgestattet. In der Mensa ist das Essen für alle kostenfrei. Jeder nimmt sich so viel und so oft, wie er will. Am Nachmittag dürfen die Sozialhilfeempfänger der Stadt die Reste essen, so dass kaum etwas vernichtet werden muss. Kleine Lerngruppen in Unterrichtssituationen sorgen für enge Betreuung und vertrautes Miteinander. Im Medialab stehen gleich zwei Smartboards, mit denen die neuesten Digitaltechniken eingeübt werden. Auch das Mobiltelefon der Schüler wird (meist) nutzbringend im Unterricht eingesetzt.
„Die sind viel reifer und selbständiger als unsere Schüler“, wunderte sich der Schüler Manu Giannakoudi aus Waldbröl. Der Altersabstand von durchschnittlich drei Jahren war so kein Problem für die deutschen Schüler.
Das Programm außerhalb der Schule war „typisch Finnisch“ und spielte sich in einer vereisten Schneelandschaft ab. Es gab Zeit für eine gemeinsame Wanderung mit Besteigung des Puijo-Turms, dem Wahrzeichen Kuopios an der Weltmeisterschafts-Sprungschanze, für das Schlittschuhlaufen auf dem Kallavesi-See sowie für eine urige abendliche Rauchsauna mit Baden im Eisloch. Auch ein finnisches Buffet mit Volksmusik und –tanz erwartete die Schüler, die von ihren Lehrern Ole Reinsch und Jakobus Boenisch begleitet wurden. Alles in allem ein dichtes und intensives Programm mit vielen Einblicken in das moderne und das traditionelle Finnland und das finnische Schulleben.
Für die Folgetreffen in Bulgarien (Mai 2019), Polen (Oktober 2019) und das Abschlusstreffen in Waldbröl (Mai 2020) haben die Finnen die Latte auf alle Fälle hoch angelegt.