Am 22. Juni 1941 wurde die Sowjetunion vom nationalsozialistischen Deutschland überfallen. Rund 20 Millionen Kriegsgefangene und Zivilist*innen wurden aus den überfallenen Gebieten ins Reichsgebiet verschleppt und dort als Arbeitssklaven missbraucht. Anlässlich des 80. Jahrestags erinnerten Zehntklässler der Gesamtschule auf Initiative des Vereins „Oberberg ist bunt – nicht braun“ an die Zwangsarbeiter*innen, die nach ihrer Gefangennahme auch ins Oberbergische deportiert wurden.
Auf dem Friedhof an der Wiedenhofstraße in Waldbröl stellten Schüler der 10. Klassen der Gesamtschule die Schicksale der dort bestatteten Opfer vor. Zuvor hatten sie sich in einem klassenübergreifenden Projekt mit Unterstützung von Schulleiterin und Deutschlehrerin Kiki Wallbaum-Buchholz, Referendar Alexander Rogolowski und Alina Pack, Mitarbeiterin im Sozialteam der Gesamtschule, mit den Schicksalen der Zwangsarbeiter*innen beschäftigt, geschichtliche Hintergründe und Lebensgeschichten recherchiert.
Nach einer Einführung von Gerhard Jenders, dem Vorsitzenden des Vereins „Oberberg ist bunt, nicht braun“, und einer Kranzniederlegung von Larissa Weber, Bürgermeisterin von Waldbröl, verlasen die Schüler*innen ihre vorbereiteten Texte und die Kurzbiographien der Zwangsarbeiter*innen, die von der selbstbezeichneten deutschen „Herrenrasse“ ausgebeutet und zugrunde gerichtet wurden. Am Tag ihres Abschlusses, den viele ihrer Altersgenossen mit aufgeregten Vorbereitungen auf die Abschlussfeiern verbringen, war es den Schüler*innen ein Anliegen, ein Zeichen zu setzen. Jenders lobte dieses Engagement und betonte, die Schüler*innen seien „die Zukunft, die die Erinnerungskultur an die deutsche Vergangenheit lebendig erhält!“.
Zum Abschluss der Gedenkstunde hielt Renée Bertrams noch eine Gedenkrede. Die 70-jährige ist Nachfahrin des Waldbröler Lederfabrikanten Karl Böcker. Ihre Familie hatte selbst vom Zwangsarbeiter*innensystem profitiert, weswegen sie sich als Mitglied des „Arbeitskreises der intergenerationellen Folgen des Holocaust“ entschlossen hatte „Gesicht zu zeigen“. Ihre Rede rührte auch die anwesenden Schüler*innen, die von Bertrams ebenfalls sehr gelobt und ermutigt wurden, sehr.