Am Dienstag, den 29. Oktober 2024, wurden in der Kaiserstraße 33 drei neue Stolpersteine verlegt – ein Moment des Innehaltens und Gedenkens in der Waldbröler Innenstadt. Diese kleinen Mahnmale, die an Meta und Hermann Bettelheiser sowie ihren Neffen Fritz Meyer erinnern, stehen für das Schicksal der letzten jüdischen Familie Waldbröls.

Ein besonderer Beitrag unserer Schülerinnen

Unsere Schülerinnen Ranya und Alisa beteiligten sich bei der Zeremonie mit einer eindrucksvollen Rede, die Vergangenheit und Gegenwart auf bewegende Weise miteinander verband. Ihr Dialog über die Bedeutung der Stolpersteine brachte nicht nur Fakten, sondern auch tiefe Emotionen und Reflexionen zum Ausdruck:


Ranya:
„Alisa, was sind das für Steine, die hier verlegt werden?“

Alisa:
„Diese Steine nennt man Stolpersteine.“

Ranya:
„Stolpersteine? Aber worüber soll ich denn hier stolpern?“

Alisa:
„Oh, das ist eine gute Frage. Wenn du einen solchen Stein siehst, stolperst du über ein Leben, über den Tod, über Ängste und Hoffnungen.“

Ranya:
„Wie kann ich über ein Leben stolpern?“

Alisa:
„Bei diesen drei Steinen stolperst du über das Leben von Meta, Hermann und Fritz Bettelheiser. Diese Familie lebte hier in der Kaiserstraße. Sie hatten ein Hutgeschäft und waren ein fester Bestandteil der Waldbröler Gemeinschaft – bis Menschen an die Macht kamen, die behaupteten, dass Juden weniger wert wären.“

Ranya:
„Das klingt beängstigend. Und niemand hat etwas dagegen unternommen?“

Alisa:
„Viele hatten selbst Angst oder schauten weg. Es begann mit Ausgrenzung, endete aber mit der Deportation und Ermordung von Meta und Hermann Bettelheiser im Konzentrationslager Chełmno. Ihr Neffe Fritz konnte fliehen, doch auch er musste alles zurücklassen.“

Ranya:
„Das macht mich traurig und wütend. Und heute?“

Alisa:
„Heute sind diese Steine Hoffnungsträger. Sie erinnern uns daran, menschlich zu bleiben. Sie mahnen uns, Respekt, Freiheit und Würde zu bewahren.“


Zum Abschluss ihrer Rede, in der die Schülerinnen auch die Biographien der Familie Bettelheiser/Meyer beschrieben, zitierten unsere Schülerinnen den Holocaustüberlebenden Elie Wiesel: „Wenn (…) der Zeuge (…) Zeugnis ablegt, dann geschieht es für die jungen Menschen von heute und die Kinder, die morgen zur Welt kommen werden: Er will nicht, dass seine Vergangenheit ihre Zukunft werden soll.“

Ein Stolpern, das zum Nachdenken anregt

Bürgermeisterin Larissa Weber, Pfarrer Thomas Seibel und Frank Bohlscheid von der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit begleiteten die Verlegung. Sie dankten allen Beteiligten, darunter auch den engagierten Schüler:innen der Gesamtschule und der anderen weiterführenden Schulen in Waldbröl, die mit ihrem Beitrag die Geschichten der Bettelheisers und Meyers lebendig hielten.

Diese Stolpersteine sind weit mehr als Mahnmale im Straßenpflaster. Sie erinnern an das Leben von Menschen, die zu unserer Gemeinschaft gehörten, und mahnen uns, wachsam zu bleiben. „Wir stolpern in Freiheit und Frieden – beides können wir nur bewahren, indem wir menschlich bleiben“, schloss Alisa ihre Rede.

Ein starkes Zeichen aus der Kaiserstraße 33, das uns nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern auch an unsere Verantwortung für die Zukunft.

Fotos: Becher (Stadt Waldbröl)