„Komm ins Gespräch! Diskutiere! Argumentiere!“ Diese Imperative könnten als Überschrift für die „Zehn Regeln für Demokratie-Retter“ stehen, die Jürgen Wiebicke, Autor des gleichnamigen Buches, am Mittwoch, 13.09.2017 auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung sowie der Stadtbücherei Waldbröl in der Mensa der Gesamtschule präsentierte. Katharina Ellgaard von der Landeszentrale hatte die Veranstaltung gemeinsam mit Christiane Kleinfeld von der Stadtbücherei und ihrer Ansprechpartnerin an der Gesamtschule, Lehrerin Dr. Silvia Hartmann möglich gemacht. Schülersprecherin Madlen Eiteneuer begrüßte die anwesenden Gäste und machte deutlich, dass ein Leitfaden für politisches Handeln und entsprechende Diskussionen gerade in der heutigen Zeit, in der demokratische Strukturen auch in Europa immer öfter auf dem Prüfstand ständen, dringend notwendig sei.

Getreu seinen Leitideen ließ sich Jürgen Wiebicke nicht lange bitten und ging direkt in die lebhafte Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe der Gesamtschule, die gesammelt an der Veranstaltung teilnahmen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer kamen nicht unvorbereitet – und wussten den Journalisten, dessen Stimme vielen Gästen aus der wöchentlichen Radiosendung „Das philosophische Radio“ auf WDR 5 bekannt war, durchaus zu überraschen. „Ich bin total beeindruckt davon, wie offen die Schüler gesprochen haben!“, gab Wiebicke nach der Veranstaltung zu. Seine in den „Regeln“ formulierte Forderung, „Gelassenheit mit Leidenschaft“ zu verbinden, wurde einem intensivem Praxistest durch die Gäste der Veranstaltung unterzogen. Teilweise überaus emotional wurde aus verschiedenen Perspektiven über politische Themen diskutiert. „Ich freue mich über solche Situationen, da ich merke, dass heute Viele Angst davor haben, das zu sagen, was sie denken. Und ich glaube, dass auch schwierige Meinungen, dass auch Ressentiments besser zu bearbeiten sind, wenn sie auf dem Tisch liegen, als wenn sie irgendwo im Bauch brodeln!“, erklärte Wiebicke dazu, und gab damit wieder, was viele Schülerinnen und Schüler in der Veranstaltung ebenfalls bewegte. So erklärte eine Schülerin der Jahrgangsstufe Q1, dass sie immer wieder erkenne, wie wichtig es sei, Menschen zuzuhören, um unterschiedliche Weltbilder überhaupt verstehen zu können und nicht zu schnell in gegenseitige Beleidigungen abzugleiten, wenn man nicht der gleichen Meinung sei.

Der Autor konnte hier nur zustimmen und unterstützte den Aufruf zum moderaten, aber problembewussten politischen Handeln und entsprechender Kommunikation mit persönlichen Anekdoten und einem Kurztext aus seinem Buch. Auch nach der Veranstaltung nahm er sich noch die Zeit, Bücher zu signieren und dabei mit SchülerInnen, LehrerInnen und BesucherInnen ins persönliche Gespräch zu kommen. Sichtlich Freude bereiteten ihm die vielen Nachfragen der Schülerinnen und Schüler zu einzelnen Thesen seines Werks. Und so konnte er am Ende der Veranstaltung aus tiefstem Herzen bekunden, die „Gesprächssituation einfach super“ gefunden zu haben. Die Schülerinnen und Schüler, die in naher Zukunft zu großen Teilen als Erstwähler an die Wahlurnen treten, konnten ihm da nur zustimmen und erklärten, wichtige Impulse aus der Veranstaltung mitzunehmen, um der teilweise aufgeheizte politische Stimmung in Deutschland auf persönlicher Ebene mit reflektierten Haltungen zu begegnen und im besten Sinne „Gelassenheit mit Leidenschaft“ zu verbinden.

Fotos: Manu Giannakoudi, JgSt. EF/11; AD