Gedenkstättenfahrt 10. Jg.:
Abschlussfahrt des 10. Jahrgangs mit interessanten Einblicken in die französische Kultur und Geschichte
Am späten Samstagabend kehrten 120 GesamtschülerInnen und 9 LehrerInnen müde aber voller Eindrücke von der Abschlussfahrt des 10. Jg. in den Süden Frankreichs zurück.
Auf dem Programm stand zunächst ein Ausflug nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer, einem Wallfahrtsort für Sinti und Roma an der Küste der Camargue. Während der Fahrt durch die Camargue konnte man Wildpferde und Stiere beobachten, die rosa Flamingos waren leider nicht zu sehen…Beim Bummel durch das Touristenstädtchen konnte man Mitbringsel wie den schwarzen Camargue -Reis sowie das begehrte Salz fleur de sel kaufen. Das größte Highlight war für die Waldbröler aber sicher das Bad im Mittelmeer.
Während man aus der Heimat vom goldenen Herbst hörte, musste man sich am zweiten Tag in der Provence mit grauem Wetter und Dauerregen arrangieren und am Nachmittag in Regenkleidung die Papststadt Avignon erkunden.
Der Vormittag stand im Zeichen des Gedenkstättenbesuchs. Schon in der Vorwoche hatte der ehemalige hessische Innenminister Gerhard Bökel den Zehntklässlern bei seinem Besuch in Waldbröl über den train fantôme berichtet, den letzten Gefangenentransport, der im August 1944 Toulouse in Richtung Dachau verlassen hatte. (Link zu vorigem Artikel!!). Weil die Zugstrecke von Mitgliedern der Résistance und durch Alliierte Bombardierung beschädigt worden war, mussten die 750 Gefangenen die Wegstrecke von Roquemaure nach Sorgues durch die Weinberge in glühender Hitze zu Fuß zurücklegen.
Nachdem die Waldbröler Gruppe Herrn Bökel vor Ort an der zerstörten Brücke getroffen hatte, ging die Fahrt, bei der Passagen aus Bökels Buch vorgelesen wurden, gemeinsam weiter nach Sorgues. Dort erwarteten uns der Zeitzeuge Monsieur Teissier und einige Mitglieder der Amicale des Déportés, der Vertreter des Bürgermeisters und die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, um uns herzlich willkommen zu heißen und an die Ereignisse vom 18. August 1944 in Sorgues zu erinnnern. Das mutige Handeln der Bevölkerung gegenüber den deutschen Soldaten hatte damals viele Gefangene vor dem Verdursten bewahrt und ca. 30 Gefangenen zur Flucht verholfen.
Nach einer Kranzniederlegung vor dem Deportierten -Denkmal präsentierten die 11 Französisch-SchülerInnen des Jahrgangs ein kurzes Schul-Porträt in Französisch und Deutsch, das von einem Journalisten des Radiosenders FranceBleu – Vaucluse mitgeschnitten wurde (Link zum Radiobericht). In diesem Porträt geht es um die Aufgabe der jungen Generation, das Geschehene nicht zu vergessen, auch wenn weder Schüler- noch Lehrergeneration den Krieg erlebt haben. An der Gesamtschule Waldbröl wird täglich tolerantes Zusammenleben zwischen SchülerInnen verschiedener Herkunftsländer geübt, gemäß den Prinzipien der Leit-Hand, die die Grundlage der pädagogischen Arbeit abbildet (Link zum Redetext der SchülerInnen). Beim Abschied bekräftigte Monsieur Teissier den Wunsch, auch in der Zukunft Waldbröler Schülergruppen zu empfangen, um die deutsch-französische Freundschaft zu bestärken.
Nach einem verregneten Mittwoch musste das LehrerInnenteam kurzfristig umdisponieren und die geplante Kanutour zum Pont du Gard durch ein anderes Ausflugsziel ersetzen. So ging die Reise am letzten Tag in die Hafenstadt und ehemalige europäische Kulturhauptstadt Marseille – bei wunderbarem Sonnenwetter! Dort entstand im ehemaligen Industriehafen 2013 eine futuristische Stadtlandschaft mit dem neuen Geschäftsviertel Euroméditerranée und dem architektonisch beeindruckenden MUCEM, Museum der Mittelmeerzivilisationen. Nach einem Gang durch den alten Hafen und ausgiebigem Shoppen ließ man den Tag in Marseille beim Sonnenuntergang an der ‚Plage du Prado‘ ausklingen.
Am Freitag ging es morgens nach Kofferpacken, Putzen und Abnahme der Mobilhomes wieder Richtung Bergisches Land. Eine weite Fahrt, aber sie hat sich gelohnt, nicht zuletzt, weil das Zusammenleben und selbstständige Wirtschaften in den kleinen Wohngruppen richtig Spaß gemacht und den Zusammenhalt gefördert haben.